Geplante FDA-Studie: Wie sich Ärzte und Patienten für neue Medikamente entscheiden
Die US-Arzneimittelbehörde möchte herausfinden, wie Menschen mit neuen verschreibungspflichtigen Medikamenten umgehen. Die FDA will mit der Studie nicht nur sehen, was Ärzte zur Verschreibung bewegt, sondern auch, was Patienten dazu bringt, auf ein neues Präparat umzusteigen.

Das Office of Prescription Drug Promotion (OPDP), eine Abteilung der nordamerikanischen Arzneimittelbehörde FDA, hat sich entschlossen, den Weg zwischen Pharma-Industrie und Patienten genauer aufzudröseln. Genauer gesagt will man erfahren, was Ärztinnen und Ärzte motiviert, ein neues Medikament einem älteren vorzuziehen und wie Patientinnen und Patienten Risiken und Nutzen einer neuen Behandlungsmethode gegeneinander abwägen.
Welche Argumente führen zum Umstieg auf ein neues Präparat?
Im Detail geht es in der Studie, die kürzlich begonnen wurde, um Typ-2-Diabetes und Schuppenflechte. 800 Patienten, die an diesen Krankheiten leiden, und 800 Mediziner, die auf diese Krankheiten spezialisiert sind, werden im Versuch gebeten anhand – gefälschter – Medikamentenbeschreibungen ihre Auswahl zu treffen und zu begründen, warum sie welches Präparat einem anderen vorziehen.
Kit Aikin, Chefforscher der OPDP, die die Werbung verschreibungspflichtiger Medikamente beobachtet, erklärt die Vorgehensweise so: „Unter sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten wollen wir die Barrieren erkennen, die Menschen daran hindert, das Nutzen-Risiko-Profil eines Medikamentes vollständig zu erfassen.“
Denn die gewonnenen Daten aus den Untersuchungen werden erfasst und statistisch ausgewertet. Dabei will man eben genau sehen, „welche Kompromisse Ärzte und Konsumenten bereit sind eingehen, um gewisse erwähnte Eigenschaften eines Präparates zu akzeptieren – oder auszublenden.“ Die Statistik soll dabei eine Gewichtung von Produktmerkmalen ermöglichen. Intern geht man davon aus, dass die Studie im Jahre 2024 abgeschlossen sein wird und die Ergebnisse dann vorgelegt werden können.
Forschung – und Kampf gegen irreführende Werbung
Ähnlich Studien wurden schon in der jüngeren Vergangenheit durchgeführt. So hat die gleiche Abteilung der FDA vor zwei Jahren Produktnamen untersucht. Dabei wurden Verbraucherinnen und Verbrauchern, aber auch Gesundheitsdienstleister gebeten, fiktive Produktnamen zu priorisieren. Dabei ging es vor allem um die emotionale Abwägung der Menschen zwischen neutralen und „extremen, ausdrücklichen und suggestiven Produktnamen“.
Diese Forschungsvorhaben sind vor allem im Zusammenhang mit der Politik der OPDP der letzten Jahre zu sehen. Die Behördensektion engagiert sich intensiv gegen irreführendes Marketing vor allem im Bereich Psoriasis und Diabetes. Im Januar dieses Jahres war Eli Lilly aufsehenerregend gerügt worden, weil der nordamerikanische Pharma-Riese für sein Diabetes-Präparat Trulicity in den sozialen Medien bewusst einen „irreführenden Eindruck“ über den Umfang der FDA-Kennzeichnung des Medikamentes erzeugte. Und im März wurde Bausch Health ebenfalls wegen „irreführender Behauptungen“ abgemahnt. Dabei ging es um Risiken und Wirksamkeit des Psoriasis-Medikamentes Duobrii in einem in Social Media verbreiteten Werbevideos.