„Wir wollen digitaler Pionier werden“ – Dr. Fritz Gamerith, Schwabe Austria, im Interview

16.12.2020 Interviews
3 Minuten Lesezeit

Welche Gedanken gehen einem Geschäftsführer in Quarantäne durch den Kopf? Wie kann man die eigenen Mitarbeiter in schwierigen Zeiten unterstützen? Und: Was hat das Jahr 2020 Gutes gebracht? Wir haben uns mit Dr. Fritz Gamerith, Geschäftsführer von Schwabe Austria, Marktführer im Bereich Phytopharmaka, über die letzten Monate und Pläne für die Zukunft unterhalten.

Die letzten Wochen waren für viele nicht leicht. Auch Dr. Fritz Gamerith, Geschäftsführer von Schwabe in Österreich, Tschechien, Slowakei und Ungarn, hat das besonders zu spüren bekommen. Aufgrund eines positiven Coronafalls in der Familie musste er als Kontaktperson 1 in Quarantäne. Eine Zeit, die er auch dazu nutzen konnte, zu reflektieren. Und eine Zeit, die im bewusst werden ließ: „Meine Mitarbeiter fehlen mir!“ In einem LinkedIn Post schreibt Dr. Gamerith diese Erfahrung nieder und lässt seine Kollegen, Partner und Mitarbeiter an den „Gedanken eines Geschäftsführers in Quarantäne“ teilhaben.

2020: Neue Wege und digitale Transformation

Auch wenn die letzten Monate und insbesondere die Zeit der Quarantäne eine Herausforderung waren, kann Dr. Gamerith dem Jahr 2020 durchaus Positives abgewinnen. „Es hat richtig Freude gemacht, die digitale Transformation jetzt mit verstärktem Druck voranzutreiben. Wir haben so oft darüber gesprochen und wurden im Frühjahr dann schlussendlich ins kalte Wasser geworfen.“ Mit Begeisterung erzählt der Geschäftsführer über die Dynamik im Unternehmen und freut sich, was in dieser Zeit alles möglich wurde. Angefangen von der Möglichkeit des Home Office, die für viele Firmen vor März 2020 noch undenkbar schien. Bei Schwabe Austria gab es zwischen den Lockdowns auch Phasen, in denen die Mitarbeiter 1-2 Tage in der Woche ins Büro kommen konnten. So ist der physische Kontakt nicht ganz ausgeblieben.

Durch den verstärkten Einsatz von Netzwerken wie LinkedIn ist auch der Austausch mit Kollegen und Partnern aus anderen Ländern besser möglich. „Schwabe Austria ist ein internationales Unternehmen und durch LinkedIn konnte ich auch den Kontakt mit internationalen Kollegen verstärken. Ich habe mich etwa mit einem regionalen Sales Leiter aus Mexiko in den letzten Wochen intensiver ausgetauscht und das wäre ohne ein Soziales Netzwerk früher wahrscheinlich so nicht passiert“, erzählt Dr. Gamerith.

Diese Zeit hat auch gezeigt, dass durch Kreativität und Zusammenhalt vieles Neue möglich wird. Beispielsweise die Idee eines Mitarbeiters im Frühjahr, Apotheken bei der Auslieferung von Medikamenten zu unterstützen. Auch das Thema Webinare war eines, das die Mitarbeiter von Schwabe Austria beschäftigt hat. Bisher hat Schwabe Austria bereits über 20 Webinare mit Ärzten und Apothekern durchgeführt. Dieser Shift von physischen Veranstaltungen hin zu digitalen, gibt Dr. Gamerith auch zu Denken. „Die Verlierer dieser Entwicklung sind Kongressveranstalter. Natürlich fährt man auch wieder gerne auf einen internationalen Kongress. Aber wenn ich jetzt sehe, dass ich meine Ärzte über Webinare sehr gut erreichen kann, stellt sich natürlich die Frage, ob es in Zukunft noch notwendig sein wird, Ärzte auf jeden größeren Kongress einzuladen.“ Die Mischung macht es aus, davon ist Dr. Gamerith überzeugt. Digitale Angebote, wie Webinare, in Verbindung mit einem Außendienst, der persönlichen Kontakt zu seinen Ärzten pflegt und diese für digitale Services begeistern kann.

Mentale Gesundheit in Krisenzeiten: „Dieses Thema wird uns noch lange begleiten“

Das Thema mentale Gesundheit ist auch für Arbeitgeber eine Herausforderung. „Mich beschäftigt diese Thematik sehr stark und ich mache mir immer wieder Gedanken, wie ich meine Mitarbeiter bestmöglich unterstützen kann. Hier steht die menschliche Verbundenheit im Fokus. Wenn wir z.B. unsere Weihnachtsfeier über MS Teams abhalten, dann bekommt jeder ein Fläschchen Sekt und einen Kuchen nachhause geschickt, damit wir gemeinsam anstoßen können. Es sind die kleinen Gesten im Alltag, die hier einen Zusammenhalt schaffen sollen“.

Bei Schwabe Austria konnte man in diesem Zusammenhang außerdem einen Trend im Bereich der rezeptfreien Arzneimittel erkennen. Der Absatz von Beruhigungsmittel ist stark angestiegen, was auch darauf schließen lässt, dass immer mehr Menschen medikamentöse Hilfe suchen in dieser herausfordernden Zeit. „Es gibt mir schon zu denken, wenn unser pflanzliches Beruhigungsmittel, das seit 56 Jahren auf dem Markt ist, plötzlich um ein Drittel wächst. Das hat uns in weiterer Folge dazu veranlasst, mit dem Verband der Österreichischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (VÖPP) zusammenzuarbeiten. Es geht darum, zusätzliche Möglichkeiten aufzuzeigen, wenn alltägliche Dinge wie das Gespräch mit der Nachbarin wegfallen. Ziel ist es, dass der VÖPP hier verstärkt Hilfe anbieten kann.“

Und was nehmen Sie ins neue Jahr 2021 mit, Dr. Gamerith?

„Ich würde gerne dafür plädieren, dass wir das Zwischenmenschliche wieder mehr schätzen. Lohnt es sich wirklich, mit jemandem zu streiten? Wir sollten uns darauf besinnen, wie wichtig die Menschen in unserem Umfeld für uns sind.“ Und auch beruflich soll es im Jahr 2021 stark weiter gehen, so Dr. Gamerith: „Ich persönlich habe mir das Ziel gesetzt, dass wir digitaler Pionier werden unter den Pharmafirmen. Wir wollen treibende Kraft sein und vieles ausprobieren. Wir wollen den Mut haben, neue Formate zu etablieren und nachhaltig relevante Inhalte zu schaffen.“

Schwabe Austria hat also große Pläne für das kommende Jahr. Es soll ein Podcast Projekt geben und auch das laufende Design Thinking Projekt mit Studierenden der FH Krems steht weiterhin im Fokus. „Für uns ist dieses Projekt auch ein Learning. Beim Design Thinking steht vor allem der Problemraum im Zentrum. Aus Unternehmenssicht ist das sehr spannend, weil wir hier einen neuen Point of view erhalten und Außenstehende oftmals auf Lösungsansätze kommen, die wir vielleicht gar nicht bedacht hätten. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt auf die Ergebnisse des Design Thinking Projekts, die im Jänner 2021 präsentiert werden.“

 


Über Dr. Fritz Gamerith

Dr. Fritz Gamerith ist Geschäftsführer von Schwabe in Österreich, Tschechien, Slowakei und Ungarn, lehrt Pharmamarketing an der Donau Uni Krems, ist Mitglied des IGEPHA Vorstandes und Vorsitzender des Fachausschusses „regulatory affairs“ sowie im Präsidium der ÖGPHYT (Österreichische Gesellschaft für Phytotherapie). Schwabe Austria ist außerdem als erstes Pharmaunternehmen in Österreich IAB-Mitglied.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Schwabe Austria GmbH entstanden.

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