Können iPhones dabei helfen, Demenz frühzeitig zu erkennen?

26.08.2019 Studien
3 Minuten Lesezeit

In einer Kooperation mit Eli Lilly hat Apple Funktionen für sein iPhone sowie seine Smartwatch entwickelt, die bei der Erkennung von Demenz behilflich sein sollen. Ebenfalls involviert ist das Health-Tech Start-Up Evidation, das bereits seit geraumer Zeit mit Eli Lilly zusammenarbeitet. Mit Hilfe der Technologien erhoffe man sich, kognitive Beeinträchtigungen, die durch Alzheimer verursacht werden, früher zu erkennen und genauere Diagnosen erstellen zu können.

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Mehr als 6 Millionen Menschen in den USA leben mit Demenz und die Früherkennung stellt eine anhaltende Herausforderung dar. Apple und Eli Lilly wollen sich den allgegenwärtigen Gebrauch von Smartphones, Tablets und anderen Geräten zu Nutze machen. Sie sammeln die Daten aus dem Alltag von Usern, mit denen man Verhaltensmuster und -veränderungen erkennen könne. Diese zeigen, dass eine Kombination aus mobilen Konsumgeräten und Apps möglicherweise helfen könnte, Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Demenz im Zusammenhang mit Alzheimer zu erkennen.

Gemeinsame Studie

An der Studie, die von den Unternehmen gemeinsam durchgeführt wurde, waren je 5 Mitarbeiter jeder Firma involviert. Apple demonstriert durch die Kooperationen zudem seine Ernsthaftigkeit gegenüber Health Care Themen. „Mit dieser Forschung haben wir untersucht, wie alltägliche Verhaltensdaten, wie sie von iPhones, Apple Watches und Beddit-Schlafmonitoren erfasst werden. Diese können bei der Unterscheidung zwischen Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und früher Alzheimer-Krankheit und solchen ohne Symptome wirksam sein“, sagte Evidation-Mitbegründerin Christine Lemke gegenüber dem Nachrichtenportal CNBC.

Durch Daten Demenz-Verhalten erkennen

Die Frühphasen-Studie fand über einen Zeitraum von 12 Wochen statt. Sie umfasste sowohl eine 82-köpfige gesunde Kontrollgruppe als auch 31 Personen in unterschiedlichen Phasen des kognitiven Abbaus und der Demenz. Die Teilnehmer wurden gebeten, die Einnahme von Medikamenten zu vermeiden, die sich auf die Ergebnisse auswirken könnten. Jeder Proband erhielt jeweils drei Apple Gadgets: ein iPhone, eine Apple Watch und einen Beddit Sleep Tracker.

Die Studie war in unterschiedliche Bereiche aufgebaut, mit denen das Verhalten der Teilnehmer untersucht wurde. Dazu gehörten passive Sensordaten sowie Fragebögen zu Stimmung und Energie. Ebenso wurden Messungen aus einfachen Bewertungsaktivitäten – wie z.B. motorische Fertigkeitstests, rhythmisches Tippen des Bildschirms unter Zeitdruck oder das Verbinden von Formen sowie Lese- und Schreibaufgaben, vorgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit Symptomen eines kognitiven Rückgangs langsamer tippen und keine Routine in der Nutzung der Funktionen entwickeln.

Auch verschicken sie generell weniger Textnachrichten als gesunde Teilnehmer. An den Umfragen, welche die App 1 bis 2 mal täglich mit den Nutzern durchführen wollte, nahmen die Teilnehmer mit Erkrankungen ebenfalls deutlich seltener teil. Zudem verließen sie sich häufiger auf Hilfe-Apps, wie Siri. Dennoch gaben die Forscher zu Protokoll, dass die Studie auch Grenzen habe und noch keine langfristigen Schlussfolgerungen gezogen werden können. Für ein aussagekräftigeres Ergebnis seien weitere Analysen erforderlich.

Großes Potenzial in Sachen Health Care

Mit Hilfe von iPhones, Apple Smartwatches und iPads sowie dem Schlafmonitor Beddit war es den Forschern möglich, Signale aufzuzeichnen. Daraus wurden die kaum wahrnehmbaren Symptome kognitiver und verhaltensbedingter Unterschiede verarbeitet. Mit Hilfe dieser Daten könnten der Verlauf der Symptome von Menschen mit Alzheimer kontrolliert und die Wirksamkeit von Behandlungen überwacht werden.

„In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie Daten und Erkenntnisse aus Wearables und mobilen Endgeräten es Menschen, die mit gesundheitlichen Problemen leben, zusammen mit ihren Ärzten ermöglicht haben, ihre Gesundheit besser zu überwachen. Wir wissen, dass Erkenntnisse aus smarten Geräten und digitalen Anwendungen zu verbesserten Gesundheitsergebnissen führen können. Aber wir wissen noch nicht, wie diese Ressourcen genutzt werden können, um Diagnosen zu identifizieren und zu beschleunigen. Die Ergebnisse der Studie bilden die Grundlage für die zukünftige Forschung, die helfen kann, Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen früher als je zuvor zu identifizieren“, äußerte Nikki Marinsek, Data Scientist bei Evidation in einer Erklärung.

Health Care Apps sind im Einsatz

Apple hat bislang keine Geräte oder Apps angekündigt, die das Thema Demenz primär behandeln. Allerdings wurde mit der Smartwatch bereits vor einiger Zeit der Schritt in den Health Care-Bereich gewagt. Die neueste Version der Smartwatch enthält zum Beispiel Funktionen, mit denen man eine Diagnose von Herzproblemen erleichtern kann. Auch wird an einer Software zur Erkennung von Stürzen gearbeitet, die vor allem älteren Menschen zu Gute kommen soll. Mit ResearchKit, einer App, die Daten sammelt und von Akademikern und anderen Forschern ausgewertet wird, soll die Erforschung von neurologischen Erkrankungen, wie z.B. Parkinson, vorangetrieben werden.

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