„Transparenz ist Voraussetzung für Kooperation“ – Maren Longland, GSK, im Interview

11.10.2019 Interviews
3 Minuten Lesezeit

Maren Longland, General Manager bei GSK Österreich, hat mit dem ePharmaINSIDER über Transparenz in der Pharma-Branche gesprochen. Damit soll Vertrauen aufgebaut werden. Auch die Patienten-Stimme wird zukünftig eine noch wichtigere Rolle im Pharma-Marketing spielen.

Frau Longland, Sie sind fast 15 Jahre bei GSK. Was hat sich in den letzten Jahren in der Pharma-Branche verändert?

In den letzten Jahren hast sich in der Pharmabranche viel getan. Die Pharmaindustrie legt heute ein wesentlich schnelleres Tempo vor, fokussiert sehr stark und setzt auf individualisierte Therapie, so z.B. in der Onkologie. In Forschung und Entwicklung spielen Digitalisierung, Vernetzung und BigData eine große Rolle. Auch hat sich etwa die  Zusammenarbeit zwischen Ärzten und der Pharmaindustrie in den letzten Jahren massiv weiterentwickelt. Ein Punkt wo sich jedoch am meisten getan hat ist das Thema Transparenz. GSK ist hier sehr konsequent und nimmt in dieser Hinsicht sicher eine Vorreiterrolle ein.

Was mich persönlich sehr freut ist, dass man jetzt auch viel mehr Frauen in Führungspositionen in der Branche sieht. Wo ich früher nach Vorbildern gesucht habe, sieht man sie jetzt überall.

Seit Juni 2019 sind Sie Geschäftsführerin von GSK Österreich – auf welche Aufgaben bzw. Herausforderungen freuen Sie sich in dieser Position besonders?

GSK hat eine unglaublich tolle Produktpipeline. Ich freue mich sehr darauf,  gemeinsam mit meinem Team daran zu arbeiten, österreichischen Patienten Zugang zu unseren innovativen Medikamenten und Impfstoffen zu ermöglichen, – aktuell besonders in der spezialisierten Medizin, wie  HIV, schweres Asthma, oder auch der Onkolgie.

Privat ist  es für mich, als begeisterte Mutter von zwei kleinen Kindern natürlich spannend, Familie und Firma unter einem Hut zu bekommen. Aber ich nehme solche Herausfordrungen gerne an und habe ein tolles Team in GSK Österreich auf das ich mich verlassen kann. Eines ist klar, es wird nie langweilig!

Sie hatten zuvor die Marketing-Leitung von GSK in Österreich, Ungarn, Slowenien, Slowakei und der Tschechischen Republik inne. Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen den Ländern? Wer hat marketing-technisch die Nase vorne? Wo liegt Österreich im internationalen Vergleich, wenn es um Pharma-Marketing geht? Gibt es hier beispielsweise auch Unterschiede bei den Regularien?

Es gibt definitiv sehr große Unterschiede zwischen den Ländern. So darf man z.B. in Tschechien und Ungarn produktspezifische Werbung an Patienten machen. Da kann man im Marketingbereich in einem viel breiteren Spielfeld agieren wie im Fernsehen und Social Media. Dadurch ist auch das digitale Marketing in diesen Märkten etwas mehr verbreitet. Aber Österreich holt jetzt auf und vor allem im Disease Awareness-Bereich kann man schon neue Ansätze sehen.

GSK zeigt sich transparent und legt Zahlungen an Ärzte und Institutionen offen. Wie wichtig ist das Thema Transparenz in der Pharma-Branche, auch um Patienten-Vertrauen aufzubauen?

Nach der Einführung des ersten Online-Registers für klinische Studien 2004 durch GSK und der Veröffentlichung von Zahlungen an Patientengruppen seit 2006 wurden heuer bereits zum vierten Mal alle geldwerten Leistungen an Ärzte und Institutionen der medizinischen Fachkreise offengelegt. GSK ist hier bei der individuellen Offenlegung in Österreich im Vergleich zum Industrieschnitt absoluter Vorreiter. Als Patient möchte ich wissen, dass Ärzte die beste medizinische Entscheidung für mich treffen, und das unabhängig. Transparenz schafft Vertrauen – dies sollte nicht nur ein „Slogan“ sein, sondern wirklich helfen, das Vertrauen zwischen Ärzten, Patienten und Pharmaunternehmen zu stärken.

Gibt es hier Hürden in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit oder sind alle bereit, diese Transparenzerklärung einzugehen? Spielt das auch eine Rolle bei der Auswahl möglicher Kooperationspartner?

Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Ärzten, Apothekern, Spitälern sowie Forschungsinstitutionen und Patientenorganisationen ist unerlässlich – vor allem in der Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente. GSK strebt hier nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und maximaler Transparenz, bei welcher stets das Interesse des Patienten im Mittelpunkt steht und frei von Einflussnahmen durch Pharmaunternehmen ist. Wir sind das einzige Pharmaunternehmen in Österreich, das auf der gegenseitigen Zustimmung zu dieser transparenten Erklärung besteht, bevor es zu einer Zusammenarbeit kommt. Dies ist natürlich eine Herausforderung, aber wir wünschen uns, dass alle Partner, die mit uns zusammenarbeiten, diesen Weg mit uns zu gehen.

Sehen Sie das Thema Transparenz in der Branche generell im Kommen oder gibt es hier noch Zurückhaltung? Wie sollten Pharma-Firmen Ihrer Meinung nach mit dem Thema Transparenz umgehen? Sehen Sie hier Unterschiede im Umgang mit Ärzten oder medizinischen/forschenden Einrichtungen und den Patienten?

Generell geht es in die richtige Richtung, aber es gibt noch viel zu tun. Wirkliche Transparenz kann nur funktionieren, wenn alle Partner, also Pharmaunternehmen und Ärzte an einem Strang ziehen. Es sollte das gemeinsame Ziel aller sein, unsere Handlungsweisen und Partnerschaften so transparent wie möglich zu gestalten und so das Vertrauen in alle Richtungen zu stärken.

GSK ist sowohl auf Facebook als auch Twitter aktiv. Eigene GSK-Accounts für Österreich gibt es derzeit (noch) nicht? Inwieweit gibt es hier Bestrebungen präsenter zu sein? Wo sehen Sie hier Potenziale oder Hürden?

Generell ist GSK stark auf Innovation fokussiert – auch im digitalen Bereich. In Österreich sind wir jedoch im Pharmabereich etwas eingeschränkter, was das direkte Ansprechen der Öffentlichkeit betrifft. Sehr gut können wir hier Social Media jedoch bei Awareness-Kampagnen nutzen. Darauf konzentriert sich GSK auch derzeit – hier arbeiten wir mit Bloggern zusammen und sind auch auf Facebook und Instagram aktiv.

GSK Österreich hat beispielsweise im Rahmen der #ÖsterreichgegenMeningitis schon mit Bloggern zusammengearbeitet? Wie sehen Sie den Wert von Kooperationen mit Influencern? Ist das auch zukünftig ein Thema für das Pharma-Marketing?

Mit Bloggern zusammenzuarbeiten eröffnet eine interessante neue Dimension im Austausch direkt mit Patienten, oder in diesem Fall mit Eltern. Wir möchten auf jeden Fall noch mehr in diese Richtung gehen. Die „Patienten-Stimme“ wird generell wachsen im Gesundheitssystem – vor allem ermöglicht durch Social Media. Darauf sollte auch das Pharma-Marketing reagieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

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