Pharma-Industrie für mehr Vielfalt bei Lungenkrebsstudien

23.02.2022 Studien
2 Minuten Lesezeit

Die Ungleichheiten im medizinischen Bereich zu beseitigen, schreiben sich derzeit viele auf die Fahnen. Eine aktuelle US-Kampagne will People of Color in Amerika zu stärkerer Teilnahme an medizinischen Studien zum Thema Lungenkrebs motivieren – unterstützt werden die Macher von den Größen der Pharma-Industrie.

Copyright © 2022 American Lung Association

Anlässlich des Black History Month unterstützt die US-amerikanische Pharma-Industrie Bestrebungen, Ungleichheiten im medizinischen und klinischen Bereich zu besiegen. Der Aktionsmonat Februar soll Bewusstsein für die lange Geschichte der Benachteiligung von People of Color in Amerika im Alltagsleben schaffen und dafür, dass diese noch nicht vollständig überwunden sind.

Bewusstsein, Vertrauen – und Taten, die folgen.

Die von den Heilmittelproduzenten unterstützte Kampagne heißt „Awareness, Trust and Action“ und will genau das vermitteln: Bewusstsein, Vertrauen und Aktionsbereitschaft. Sie zielt darauf ab, den nach wie vor bestehenden Mangel an Vielfalt in der klinischen Krebsforschung zu überwinden. Nach Angaben der American Lung Association machen People of Color in Amerika gerade einmal 3,1 % der TeilnehmerInnen an klinischen Studien zu Wirkstoffen im Bereich der Onkologie aus.

Zahlreiche Videobotschaften von Mitgliedern der afroamerikanischen Community richten sich vor allem an People of Color in Amerika, und wollen ihre Teilnahmebereitschaft bei medizinischen Breitenuntersuchungen stärken. Denn die ist aus vielen verschiedenen Gründen gering – allen voran durch Misstrauen gegenüber dem medizinischen Establishment der USA.

„Wir haben das Gefühl, mit den Stimmen die richtigen gefunden zu haben, die ein breites Spektrum von Menschen und Altersgruppen ansprechen können,“ ist Carly Ornstein überzeugt. Sie ist die Projektleiterin für die Kampagne bei der US-Lungenvereinigung. Und das ist beim Thema klinische Studien besonders wichtig, weil die Vielfalt der Studien den Forschern auch darüber Aufschluss geben kann, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen auf bestimmte Behandlungsstrategien ansprechen.

Nicht jeder Krebs ist gleich – jeder Mensch auch nicht.

„Menschen reagieren eben nicht gleich auf einzelne Medikamente und auch nicht jeder Krebs wirkt sich gleich aus“, so Ornstein im Interview, „daher wollen wir daraufhin arbeiten, die Vielfalt der Bevölkerung in medizinischen Studien möglichst genau abzubilden.“

Am deutlichsten zeigt sich das Problem bei Lungenkrebs. In den USA ist Lungenkrebs die häufigste Krebsvariante (im Gegensatz zu Prostata- und Brustkrebs in Österreich) – und People of Color in Amerika sterben mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit daran als Weiße. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der Tatsache interessant, dass der Anteil der Raucher unter ihnen in der Vergangenheit deutlich geringer war als unter den Weißen. Folglich liegt es an den Ungleichheiten der Behandlung. Das Resultat liegt auf der Hand: schlechtere Ergebnisse in der onkologischen Behandlung. Gerade in Hinblick auf die hohe Sterblichkeit schwarzer Amerikaner wollen die Verantwortlichen der Studie etwas gegen die starke Unterrepräsentation von Afroamerikanern im Rahmen der klinischen Forschung tun.

Die Stimmen, die zu Wort kommen, sollen Vertrauen bilden und gezielt Bewusstsein schaffen. Einer der Sprecher spricht das Rassenthema auch dezidiert an: „Teilnahme [an einer Studie] = vertreten sein“, so ein schwarzer Chirurg aus Chicago, „und wer teilnimmt, hat zwei Vorteile davon: Einerseits erhält er oder sie die modernste Behandlung, andererseits wird anderen Mitgliedern der gleichen ethnischen Community der Zugang zu besserer medizinischer Versorgung geebnet.“

Investment und Commitment

Finanziert wird die Kampagne zu einem Gutteil von den Platzhirschen der amerikanischen Produktion von Krebsmedikation: AstraZeneca, Bristol Myers Squibb, Merck und der Roche-Tochter Genentech. Diese sind mit ihren prominenten Immuntherapien Tagrisso, Opdivo, Keytruda und Tecentriq am Markt.

Parallel dazu haben sich einige von den Genannten zu außertourlichen Aktionen gegen Ungleichheiten im Bereich der medizinischen Forschung verpflichtet. Bis 2023 will BMS 300 Millionen US-Dollar zu diesem Thema investieren, Genentech will Ungleichheiten durch dezentrale Netzwerke von Forschungseinrichtungen bekämpfen und AstraZeneca hat im vergangenen Jahr damit begonnen, PatientInnen die Teilnahme an klinischen Studien von zu Hause aus zu ermöglichen, in der Hoffnung, dadurch die Hürden für die Teilnahme zu senken.

Die „Awareness, Trust and Action“-Kampagne wird landesweit über soziale Medien gespielt, aber auch über konventionelle Kanäle wie Printinserate und unkonventionelle Kanäle wie Videos, die Ärzte in ihren Ordinationsräumlichkeiten abspielen können.

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