Online gute ÄrztInnen finden – Bewertungsportale für PraktikerInnen

14.01.2020 Studien
2 Minuten Lesezeit

Auf der Suche nach Bewertungen und Rezensionen wird man heutzutage in nahezu sämtlichen Geschäftsbereichen im Internet fündig. Auch Ärztinnen und Ärzte können über Portale wie Docfinder (AT) oder Jameda (DE) ganz einfach online bewertet werden.

Während jüngere Generationen – die teilweise mit dem Internet aufgewachsen sind – solche Portale gewohnheitsmäßig nutzen, stellt sich natürlich die Frage, ob ältere Generationen solche Portale wahrnehmen und – wenn ja – wie sie diese nutzen.

Nutzung von Online-Bewertungsportalen

Im Mai 2019 untersuchte die Universität Michigan mit Hilfe einer landesweiten Stichprobe erwachsener US-Amerikaner im Alter von 50-80 Jahren deren Nutzung und Wahrnehmung von Online-Bewertungsportalen für Ärzte. Die Befragung ergab, dass in der Tat 43% der Befragten solche Portale bereits genutzt haben. Darüber hinaus gaben 14% an, dies im vorangegangenen Jahr sogar mehr als einmal getan zu haben, 19% lediglich einmal und 10% zuletzt vor mehr als einem Jahr. Von den Menschen, die im vergangenen Jahr Bewertungen angesehen haben, lasen 65% die Bewertungen von ÄrztInnen, die sie in Betracht zogen, 34% lasen die Bewertungen, um einen neuen Arzt oder Ärztin zu finden, während 31% Bewertungen von PraktikerInnen lasen, die sie bereits gesehen hatten.

Wodurch werden Entscheidungen beeinflusst?

Die Stichprobe gab weiterhin Auskunft darüber, wie die Befragten zu einer Entscheidungsfindung gelangen. Hier gaben 71% der Befragten an, dass sie ÄrztInnen mit zahlreichen positiven Bewertungen auswählten, auch wenn es einige negative Bewertungen gäbe. Eine ähnlich hohe Zahl (69%) gab an, dass sie Praxen mit überwiegend negativen Bewertungen vermeiden würden, selbst wenn die dort ansässigen ÄrztInnen einige wenige sehr positive Bewertungen hätten. Für 41% spielt darüber hinaus die Gesamtzahl der Bewertungen eine übergeordnete Rolle.

Worauf wird besonders geachtet?

Bei der Auswahl eines Arztes hielten 20% der Erwachsenen im Alter von 50-80 Jahren die Online-Bewertung von ÄrztInnen für sehr wichtig. Wichtiger sind für die Befragten jedoch, die Wartezeit auf einen Termin (61%), die Berufserfahrung von ÄrztInnen (42%) sowie die Empfehlungen anderer ÄrztInnen (40%). Mundpropaganda von Familie und Freunden ist hingegen nur für 23% der Befragten wichtig und auch die Möglichkeit, online mit ÄrztInnen zu interagieren, ist für 21% besonders wichtig.

Eigene Bewertungen eher selten

Nur 7% der Befragten haben jedoch selbst schon einmal ÄrztInnen öffentlich sichtbar bewertet. Mehr als die Hälfte (56%) dieser Gruppe habe dies getan, um eine gute Erfahrung zu loben, wohingegen nur 35% eine schlechte Erfahrung kritisieren wollten. Von denjenigen, die Bewertungen abgegeben haben, wurden 17% von den Mitarbeitern an der Rezeption und 8% von einem Arzt oder einer Ärztin selbst dazu ermutigt.

Alternative Wege zur Bewertung von ÄrztInnen

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass nicht nur jüngere Menschen sich auf Bewertungsportalen bewegen, sondern auch ältere Menschen diese Möglichkeiten durchaus nutzen. Etwa die Hälfte der Befragten (55%) weiß zwar, dass es auch andere Wege für Bewertungen gibt, wie z. B. staatliche Gesundheitsämter. Aber nur wenige (8%) haben diese jemals in Anspruch genommen. Dennoch besteht bei Bewertungsportalen wie Docfinder oder Jameda die Gefahr, dass Arztpraxen an ihren Bewertungen selbst herumdoktern könnten.

Bewertungen sind nicht das einzige Argument für Entscheidungen

Obwohl also viele ältere Erwachsene Online-Bewertungen bereits in der Vergangenheit schon einmal genutzt haben, um sich zu informieren, haben hingegen nur wenige Befragte jemals eine Bewertung hinterlassen. Dies könnte dazu führen, dass Bewertungen möglicherweise nicht ausreichend repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sein könnten. Während viele ÄrztInnen lediglich über wenige Bewertungen von einer kleinen Gruppe an Patienten verfügen, ergab die Befragung, dass für die meisten Menschen (59%) die Gesamtzahl der Bewertungen kein sehr wichtiger Faktor bei der Wahl sei. Bewertungen seien darüber hinaus für manche Menschen wichtig, aber keineswegs der wichtigste Faktor für die Wahl eines Arztes oder einer Ärztin. Wichtiger seien die Verfügbarkeit von Terminen, Referenzen sowie Empfehlungen von anderen PraktikerInnen oder Familienmitgliedern und Freunden.

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